High School Costa Rica: Erfahrungen

Hier der Bericht von Tina:

Vorname:
Tina
Alter:
17
aus:
Berlin
war:
für ein Semester in San Jose, Costa Rica
Schultyp:
Staatliche Schule

Hallo Leute...qué tal?

Diejenigen von euch, die sich entschieden haben für ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr „Tico“ oder „Tica“ zu werden, sind echt zu beneiden.

Ja, auch ich wollte innerhalb von fünf Monaten ein anderes Land, seine Kultur und Mentalität kennen lernen. Und ich werde es nicht bereuen, auch wenn natürlich nicht immer alles wie am Schnürchen lief.

Die Ankunft
Am 15. Juli 2005 bin ich mit zwei anderen Mädels von GLS, nach dem wir fast einen Tag im Flieger unterwegs und auf verschiedenen Flughäfen waren, total erschöpft in San José angekommen, wo wir von Yolanda, der örtlichen Betreuerin, und unserer Gastfamilie mit strahlenden Gesichtern abgeholt wurden. Den Abend bin ich auch nur noch fix und fertig ins Bett gefallen. Unser Vorbereitungswochenende fand erst eine Woche später statt, wo wir die GLS-Leute näher kennen lernen konnten und uns die Programmregeln und das Land an sich „erklärt“ wurden.

Die Sprache und die Gastfamilie
Da ich am Anfang noch gar kein Spanisch konnte, hab ich mich mit meinen Gasteltern nur mit Händen und Füßen verständigt und mit meinem Gastbruder Englisch geredet. Nach 2 Monaten, in denen ich nur mit einem Wörterbuch rumgelaufen bin, mit Leuten geredet habe, ab und zu Vokabeln aufgeschrieben habe, konnte ich plötzlich einigermaßen Spanisch, d.h. ohne dass ich ständig bei einer Unterhaltung ins Wörterbuch gucken musste. Außerdem hatte Yolanda noch einen Spanischkurs, zum Grammatik lernen, geleitet (und übrigens noch einen Tanzkurs organisiert).Und bei der Sprache hat mir vor allen Dingen meine Familie total geholfen, indem sie mir, auch wenn es manchmal nervig war, immer meine Fehler vor Augen gehalten haben.

Zu meiner Gastfamilie hatte ich ein richtig, richtig gutes Verhältnis, sodass ich sie schon wieder ganz doll vermisse. Wenn man in die Familie kommt, ist man einfach ein Familienmitglied. Mein Gastbruder z.B. hat mich ständig seine „kleine Schwester“ genannt (obwohl ich 1 ½ Köpfe größer bin als er - die Menschen sind dort sowieso relativ klein), mich gekitzelt, mich geärgert...meine Familie war einfach so freundlich und süß und lieb zu mir...aber auch wenn ich bei anderen Familien von den Austauschschülern war, wurde ich sofort herzlich behandelt, sodass ich mich bei den Leuten immer richtig wohl gefühlt habe. Tip: wenn ihr kleine Probleme mit der Schule oder so habt, könnt ihr nach meinen Erfahrungen immer mit der Familie darüber reden. 1. baut das auch eine „Familienbeziehung“ auf und 2. eigentlich (so war es bei mir) versuchen sie einem immer zu helfen. Wenn man Probleme mit der Familie an sich hat oder die Schule wechseln will etc, dann sollte man am besten mit Yolanda reden. Sie ist wirklich nett und ziemlich kulant und hat uns meistens sofort geholfen.

Die Schule und die Schüler
In Costa Rica gibt es zum einen die öffentlichen Schulen und zum anderen die privaten. An beiden müssen die Schüler immer Schuluniformen tragen. Ich bin auf eine Privatschule gegangen, wie die meisten GLS-Leute auch, von denen recht viele später gewechselt haben, was ich, wenn ich ein Jahr geblieben wäre, auch getan hätte. Ich will hier jetzt auch gar kein Klischee bestätigen, weil andere Leute an privaten Schulen auch zufrieden waren. Aber in vielen Fällen ist es leider so, dass die Schüler sehr von sich eingenommen sind und sich etwas auf ihr Geld einbilden. Also war es sehr schwer jemanden zu finden, der sich mir mehr oder weniger angenommen hat. Man muss eben für sich entscheiden, ob man etwas lernen will bzw. Schulstoff wiederholen will, was man nur an den privaten Schulen kann, oder ob man sich für eine öffentliche Schule entscheidet, wo es eher möglich ist Freundschaften aufzubauen.

Die Menschen und ihre Gewohnheiten
Wenn es nach den Vorurteilen geht, ist die Bevölkerung von Costa Rica das totale Gegenteil zu den Deutschen. Meistens kommen Costaricaner nämlich eine halbe oder gar ganze Stunde später als geplant. Natürlich gibt es auch viele Ausnahmen, deshalb sollte man sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass alles genauso eintrifft. Und es stimmt schon, dass sie eine sehr unkomplizierte, ruhige Mentalität haben und generell viel erzählen, wenn der Tag lang ist, also viel versprechen, was später doch nicht gemacht wird. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, stört einen das auch nicht mehr.

Man muss nur wissen, dass diese Umgangsart nicht böse gemeint ist...das gehört einfach zu ihnen. Was ich sehr schade finde ist, dass die Menschen dort eher oberflächliche Freundschaften führen. Die Begründung dafür war, dass, weil die Familien sehr groß sind, die Leute ihre „Vertrauenspersonen“ oder „beste Freunde“, innerhalb der Familie haben, was sich in den meisten Fällen so bestätigt hat, aber in dem Punkt gibt es auch wieder Ausnahmen.

Generell würde ich meinen, dass die Großstädter nicht ganz so offen und locker sind, wie die Menschen an den Küsten, wo mehr die Surferkultur verbreitet ist, was auch sicherlich daran liegt, dass es sich an den Küsten vorrangig um Kleinstädte handelt.

Zu den Gewohnheiten:
Hygiene wird in Costa Rica sehr ernst genommen: jeden Morgen duschen, jeden Tag Hemd und Unterwäsche wechseln...Yolanda wird das noch mal erzählen...und es kommt immer mit auf die Familie an.

Man lässt eigentlich zu allen Räumen ständig und immer die Türen offen. Es kommt vor, dass es Austauschschüler gibt, die sich beschweren, dass sie keine Privatsphäre haben, weil costaricanische Mütter es manchmal an sich haben, die Zimmer und Schränke der Kinder aufzuräumen. Es fällt mir möglicherweise leicht das zu sagen, weil es bei mir nicht so war, aber das sollte man versuchen ein bisschen lockerer zu sehen. Übrigens Babys und Kleinkinder sind sowieso immer das Ein und Alles der Mütter, also hält man sich besser zurück einem nervigen Kind zu sagen, dass es nervig ist.

Außerdem sollte man sich in der Öffentlichkeit verkneifen die Nase lautstark zu putzen, leise ist kein Problem, sonst lieber aufs Klo gehen. Andere Kleinigkeiten wird man ganz schnell mitbekommen.

Reisen Soviel wie möglich, immer wenn es geht, sofort JA sagen. Ihr fahrt dorthin um die Sprache, die Kultur und das Land kennen zu lernen, was sich in jedem Fall lohnt. Man muss die Vielfalt des Landes einfach gesehen haben mit den Vulkanen, von denen einige noch aktiv sind, den weißen oder schwarzen Stränden, den Regen- und Nebelwäldern usw. Einfach ein Eindruck, um den euch viele beneiden werden, weil dieser wirklich einmalig ist. Die Organisation bietet auch einige Ausflüge an, wo ich raten würde mitzufahren, weil Yolanda viele Kontakte hat, die echt von Vorteil sind. Tip: den Nationalpark von Manuel Antonio und Karneval in Limón im Oktober besuchen!

Nachmittagsbeschäftigungen
Es ist auf jeden Fall empfehlenswert sich einen Verein oder sonstiges zu suchen, um vielleicht noch mehr Leute in der Gegend kennen zu lernen und eine Beschäftigung zu haben. Für die Anfangszeit ist es besser immer etwas zu tun zu haben oder auf Achse zu sein, damit bloß keine Langeweile und somit Zeit zum Nachdenken und Heimweh aufkommt.

San José und Umgebung
Die Landeshauptstadt ist leider nicht unbedingt die schönste Stadt. Das einzig Sehenswerte ist das Zentrum mit den paar Sehenswürdigkeiten, wie das Nationaltheater, das Nationalmuseum...nunja, das war es fast schon...allerdings gibt es eine sehr große Einkaufsstraße, die auch direkt im Zentrum liegt. Insgesamt sollte man gerade dort wo viele Menschen sind immer gut auf seine Wertsachen aufpassen. Am besten sowieso Wertsachen zuhause lassen und wenig Geld in die Stadt mitnehmen. Egal ob in San José oder sonst wo. Von San José fahren sehr viele Busse regelmäßig in die Vororte. Sollte man es manchmal doch etwas eiliger haben, kann man auch beruhigt mit einem der vielen Taxen, die es dort gibt, fahren. IMMER „con maria“, also mit Taxameter! In den nahegelegenen Vorstädten von San José gibt es recht viele große Shoppingcenter, „Malls“ genannt, meistens mit Kinos, Foodcorners, Internetcafes usw. ... auch gute Nachmittagsbeschäftigungen.

Sooo, ich hoffe, ich konnte wenigstens ein paar Fragen beantworten, die man am Anfang so hat. Aber macht euch nicht einen allzu großen Kopf, es kommt eh anders, als man denkt und außerdem sind die Erlebnisse sowieso unterschiedlich. Hauptsache man macht Erfahrungen, positive und negative. Und die kurze Zeit in einem fremden Land sollte man so gut wie möglich nutzen!

Ich wünsche euch viel Spaß in Costa Rica! Genießt es!

Tina

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