Privatschulen in Costa Rica - Erfahrungsberichte

Hier der Bericht von Susanne:

Vorname:
Susanne
Alter:
16
aus:
Bensheim
Schultyp:
Private Schule
Schule:
Colegio Santa María de Guadalupe

 

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

1. Die Menschen, meistens lachend und freundlich, manchmal aufbrausend oder ein bisschen naiv. Nicht nur vom Aussehen her (blaue Augen, blonde Haare und meine Größe findet man eher weniger) unterscheiden sich die Ticos (und Ticas) sehr von den meisten anderen Völkern, die ich kenne. Man kann lernen sie für das zu lieben, was sie sind genauso wie man auch durch sie lernt, was man an den Deutschen hat. Es ist in jedem Fall eine riesige Erfahrung, Freunde zu finden, eine "weitere Familie" kennenzulernen und überhaupt zu verstehen, wie die Menschen miteinander umgehen.

2. Die Straßen. Eine sehr persönliche Auffassung, vermutlich ist es auch in anderen Ländern so, aber wenn man (wie ich) aus einer Kleinstadt mit Fachwerkhäusern und einer ruhigen Innenstadt kommt, dann sind die überfüllten Straßen von San José, die schmalen (von Löchern übersäten) Wege nach Hause, die Schotterstraßen auf Ausflügen und die quadratisch-angelegten Städte schon eine Überraschung. Wir sind so an unsere Autobahnen und freien Himmel gewöhnt, dass die elektrischen Leitungen, die von einem Strommast zum nächsten führen, und die hin und wieder wegen Steinschlägen gesperrte Piste schocken. Nicht unbedingt im negativen Sinne, denn auch dass kann einem hinterher fehlen und es.... gehört einfach dazu. Ist aber ein großer Unterschied.

3. Die Art zu leben. Ob ich damit nun die Schule meine, die Familie, die Freundschaften oder das Essen, weiß ich selber nicht genau. Aber im Grunde ist alles Teil des Ganzen, was die Kultur und das Leben der Ticos ausmacht. Man kann es nicht beschreiben, man kann es eigentlich nur selber erleben. Und übrigens: Hinterher ist man immer schlauer. :-)

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

An all die Momente. Die schwierigen und die wundervollen.

An Nachmittags-Regengüsse und Morgenhitze, Kaffeefelder und öffentliche Busse, an zu warmes Wasser und Schuluniformen.

An meine Schwester, la esquinita (meine Freunde in der Schule....), meine Gasteltern, die Reisen (v.a. mit den deutschen Freunden, die ich auch behalten werde!!!), Palmen und Mandarinen pflücken.

Was hat dir besonders gut gefallen?

Das Grinsen meiner Freunde dort, die Witze, das Foto-Lächeln meiner Schwester, das Wetter, die Feuerwerke über dem Valle Central, das Budín meiner Gastmutter und ihre "no-se-puede-ir-abrazos", reingelegt zu werden von meinem Gastvater, Monteverde, es geschafft zu haben, mit den Deutschen entweder alles zu planen oder verloren zu gehen, die Umarmungen und alles was mir geholfen hat.

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Mein Schultag begann schon bevor die Schule losging, denn aufgestanden bin ich um 5, dann duschen, fertigmachen, zur Bushaltestelle fahren, Bus fahren. Zu diesem Zeitpunkt ist man dann wach genug, die Busfahrt mit Lachen und Lästereien zu verbringen oder wahlweise dann doch noch ein wenig zu schlafen. In der Schule geht es um 7 los, allerdings kommen NIE alle pünktlich. Wir haben Locker, zu denen man ungefähr 700 mal am Tag geht und dort drin haben manche Leute beinahe eine Wohnung..... Die Schulstunden sind meist Doppelstunden, oft redet der Profe konstant und erklärt etwas oder wir mussten Stillarbeit im Buch machen, manchmal gibt es auch etwas interessanteres, eine Gruppenarbeit oder sogar eine Diskussion, aber leider ist das nicht die Regel. Ich war von der Schule zu Anfang etwas enttäuscht, weil ich das, was ich verstand, oft schon kannte, aber wenn man sich vor Augen hält, was auf öffentlichen Schulen gemacht wird (ohne böse klingen zu wollen...) ist das SAMAGU schon eine gute Schule. In Englisch und Mathe ist man mit deutscher Schulbildung zwar unterfordert, aber man gewöhnt sich daran, den Freunden zu helfen oder sich erstmal mit dem Verstehen der Aufgaben zu beschäftigen.... Die Sprachbarriere ist schon recht groß. Zum Mittagessen bringen viele etwas von zuhause mit, man kann sich aber auch im Soda selbst versorgen, das geht alles. Die Schule endet immer zu unterschiedlichen Zeiten, zum Ende hin war sie meist um 3 oder 4 zu Ende und dann hatte ich noch einen recht langen Heimweg vor mir. So geht es den meisten, deshalb treffen sich die Ticos unter der Woche eher selten, höchstens sehr enge Freunde, allerdings gibt es da auch andere Fälle. Wir sind es als Deutsche sehr gewohnt unseren Nachmittag mit Treffen und Hobbies vollzustopfen, das ist in Costa Rica nicht so, man muss darauf gefasst sein, die/der einzige zu sein, die/der Zeit hat, denn viele müssen lernen und es ist in CR einfach nicht so, dass man sich so viel mit Freunden trifft. Seid vorgewarnt.

Genau das macht es dann auch noch schwerer Anschluss zu finden, man hofft und wartet immer darauf, zu einem Treffen eingeladen zu werden, bis man merkt, dass die compañeros untereinander auch nicht viel mehr machen.... Zu Anfang gehen viele auf einen zu, es gibt echt nette Leute da und man kann mit einem Lachen oder einem hilflosen Blick schon neue Freunde gewinnen.

Noch ein Tipp: Sucht euch die Freunde, die IHR wollt. Es kann sein, dass es eine sehr nette Gruppe gibt, mit der ihr zusammensitzt, aber bei denen aus der anderen Klasse fühlt ihr euch wohler. Dann tut auch den Schritt und geht dahin, wo es euch besser geht, niemand wird es euch übelnehmen und die Ticos sind (zumindest in meinem Fall) da nicht nachtragend (gewesen).

Geht einfach auf die Leute zu und seid ihr selbst. Dann merkt ihr schon, wer zu euch passt und wo ihr echte Freunde finden könnt. (Auch wenn es manchmal schwer scheint).

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

So gut wie alles auf den ersten Blick. Das Essen, die Familienkonstellation, das Haus, das Bad, das Licht.... Ich habe in Deutschland zwei große Brüder und in CR eine kleine Schwester, was ein Riesen-Unterschied ist. Hier haben wir keine Haustiere dort hatten wir Kühe, Hühner, Hunde, eine Schildkröte... Das meiste ist spontaner dort, aber (da bin ich vielleicht ein Einzelfall) am Tisch war es mir dort zu still, ich habe drauflos geredet (in schrecklich gebrochenem Spanisch), weil ich es vermisste mich mit meinen Brüder um das letzte Stück Pizza zu streiten und mir die Schul- und Uni-Geschichten anzuhören. So habe ich dann gemerkt, dass es auch dort eigentlich nicht so still ist am Essenstisch, dass man Stunden in der Küche verbringt beim Abspülen redet und redet oder beim Bad putzen neue Lieder erfindet.

Jede Gastfamilie ist anders, genau wie jeder Austauschschüler, deshalb lässt das sich nie voraussagen.

Vorwarnung: Früh aufstehen, gemeinschaftlicher Hausputz, mal Probleme mit Wasser oder Stromversorgung, Witze (die man erst nicht versteht und dann erklärt bekommt und sich totlacht....), möglicherweise Zimmer teilen mit Geschwistern, finanzieller Unterschied zur deutschen Familie......

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

Mit der Gastfamilie, auch mal im Internet (mit Deutschland reden...), Reisen (meist mit Deutschen, Ticos haben weder Zeit noch Geld), Besuche meiner Tías und Tíos, mal mit Freunden, Tanzkurs (nicht allzu lange....), ein Musik-Ensemble (das war genial. Total verrückt aber toll), Busfahrten (man glaubt gar nicht wie lange es dauern kann nach Hause zu kommen...) und eine Menge mehr.

Tipp: Macht einfach ein bisschen das was eure Geschwister auch machen. Dann überlegt euch, ist es das was ihr wollt. Wenn nicht, geht raus und sucht euch das was ihr wollt.

Es ist eine Menge Eigenverantwortung dabei, aber das ist die eine Sache, die ihr sicher lernen solltet: Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit. Sucht euch ein paar Austauschschüler mit denen ihr reisen könnt, REDET mit eurer Gastfamilie (euer Spanisch ist gut genug!!), wenn ihr etwas verbessern könntet, gestattet euch auch Heimweh zu haben, aber macht einfach was. Organisiert euch Reisen, wenn euch das hilft, wechselt die Gastfamilie oder trefft die Entscheidung zu verkürzen (oder zu verlängern), ich weiß Entscheidungen sind verdammt schwer, aber es bringt nichts sich in sein Heimweh zurückzuziehen und vor sich hinzudümpeln. Auch wenn ihr's nicht glaubt, ihr wisst wirklich was am besten ist für euch. Und am Ende werdet ihr belohnt werden, denn meiner Meinung nach wird es am Ende der Zeit immer am schönsten. Es ist auch schwer, das möchte ich, dass ihr es wisst, aber wenn man es schafft, dann ist es ein wunderbares Gefühl und in einem Moment macht man die Augen auf und denkt sich: "Hier bin ich und jetzt gerade ist es genau so, wie es sein soll." Das hört sich alles komisch an, aber es ist wirklich so. Euch sollte eins klar sein: Ein Auslandsjahr verändert und prägt einen wie kaum etwas anderes und jeder macht ganz eigene Erfahrungen. Man muss es wirklich wollen und dann versuchen, das Beste daraus zu machen. Und wenn man sich durchbeißt und ein bisschen Glück hat, dann wird es auf jeden Fall etwas ganz, ganz Besonderes.

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